Krokusferien und Knuffelfreund*in

Post aus Brüssel: Teamwork 02/2021

Die Semesterferien werden in Belgien Krokusferien genannt. Die Jahre, in denen diese hübschen kleinen Blumen ihre Köpfchen vorsichtig aus dem Schnee stecken, sind seit der Klimakrise selten geworden. Heuer war es wieder so weit: Schnee! Und er blieb sogar so lange liegen, dass die kleinen Kinder meiner Nachbar*innen in unserem Garten in Brüssel ihre erste kleine Schneeperson bauen konnten. Apropos Kinder: die haben jetzt alle ganz offiziell eine Knuffelfreundin oder einen Knuffelfreund. „Knuffel“ ist ein tolles Wort. Es bedeutet schmusen, knuddeln, umarmen, streicheln. Auch Erwachsene dürfen einen Knuffelkontakt haben, vor allem, wenn sie allein leben.


Damit tut die belgische Regierung, die sich ansonsten genauso plagt, ihre Bevölkerung so schnell zu impfen, dass den neuen Virenvarianten ein Schnäppchen geschlagen wird, etwas, das sonst kaum jemand tut: Sie sagt, dass es wichtig ist, ab und zu eine Umarmung zu spüren, jemandes Hand zu halten, einmal gedrückt zu werden. Die EU und alle Mitgliedstaaten plagen sich mit dieser Plage. Viel wird darüber geredet, wer schuld ist, dass es mit dem Impfen zu langsam geht. Dass eine dritte Welle des Lockdown droht. Es wird verglichen, welches Land es besser macht – ein gruseliger Wettbewerb! Vielleicht sollten alle Regierungschefs und –chefinnen der EU auch mehr „knuffeln, also echte Solidarität leben, und endlich die Mittel für den Wiederaufbau in allen Gemeinden und Städten der EU ankommen lassen. Denn die wissen, dass es für´s „Knuffeln“ ein starkes Sicherheitsnetz für die Menschen und die Wirtschaft braucht.

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