Post aus Brüssel: 09/2021
Brüssel ist eine internationale Stadt. Drei von 10 Einwohner*innen kommen aus einem anderen Land, oft aus dem benachbarten Deutschland, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden und – die belgische Statistik zählt das dazu! – dem Vereinigten Königreich. Etwa die Hälfte aller ausländischen Staatsbürger*innen kommt aus dem EU-Raum, allen voran Italien und Rumänien; außerhalb der EU sind Herkunftsländer meist Marokko und die Türkei. Eine bunte Mischung aus 180 Nationen ist in Brüssel zu finden. Viele sind mit Partner*innen aus einem anderen Land verheiratet, die Kinder wachsen oft zwei- bis dreisprachig auf. Und das nicht nur, weil Brüssel schon von vornherein zweisprachig ist. Familiengeschichten hier sind bunt, europäisch, international. Eine Oma in Tanger, eine Cousine in Paris, ein Neffe in Bristol. Mehrsprachigkeit ist kein Spleen, sondern etwas ganz Normales.
Nicht nur im Sommer ist daher alles rund um´s Reisen wichtig. Besonders schwierig ist es, wenn sich Corona-Auflagen mit noch strengeren Reisebestimmungen als früher mischen – etwa bei Großbritannien. Ein wenig leichter wäre es schon, wenn sich die britische Regierung zu einem klareren Status für „ehemalige“ EU-Bürger*innen, die noch immer auf der Insel leben, entschließen könnte. Noch wichtiger wäre, dass auch die österreichische Regierung anerkennt, dass Menschen durchaus mehr als eine nationale Identität haben können: mit einfacheren Regeln für Doppelstaatsbürgerschaften. Das hilft nicht nur beim Reisen, sondern vor allem auch beim Leben der vielen ganz normalen, bunten, multinationalen Familiengeschichten.