Post aus Brüssel: Teamwork 02/2023
Der Eurovision Song Contest begeistert Millionen von Menschen, bis tief in die Nacht wird – weit über die Grenzen Europas hinaus – in Wohnzimmern, Bars und auf Plätzen geschaut und mitgestimmt. Natürlich wird diskutiert, wer das schönste Lied, das schrulligste Kostüm oder die tollste Tanzperformance hat. So intensiv und kompakt wie beim „ESC“ schauen wir nie in andere Länder. An zwei, drei Abenden im Jahr gibt es für hartgesottene Fans eine transnationale Umschau, wie sie sonst nie geboten wird. Interessant ist, dass es beim Wählen nicht um das eigene Team geht, sondern darum, aus allen anderen Ländern eine Nummer Eins auszuwählen.
Ein Jahr vor den Wahlen zum Europäischen Parlament Anfang Juni 2024 wird es Zeit für Visionen. Wohin und wie soll Europa, die EU, sich entwickeln? Wollen wir eine aktive Friedensunion, bei der Österreich als neutrales Land helfen kann? Wollen wir ein gemeinsames Europa, das Frauenrechte absichert, als Teil der Rechtsstaatlichkeit? Wollen wir einen Umbau der Wirtschaft, um die Zukunft des Planeten zu sichern? Wollen wir mehr Gerechtigkeit, indem die ein bis zwei Prozent der Allerreichsten und die großen internationalen Konzerne mehr für das Gemeinwohl tun? Und last but not least: Wollen wir darüber in einer Wahl entscheiden, die wirklich europäisch ist, mit transnationalen Listen, gemeinsamen Spitzenduos und der Pflicht für alle Parteien, gleich viele Frauen und Männer auf wählbare Plätze zu setzen? Eurovision kann auch eines: für Europa begeistern. Und das braucht Europa mehr denn je.